Siedeln-online • das Forum für Gilden • Thema anzeigen - alles nur ein Traum?
* Login 
PortalForen-Übersicht • Suche Offenes • Heisses •  



 Seite 1 von 1     2 Beiträge  
 
 
  alles nur ein Traum? Verfasst: Di 30. Jun 2015, 15:45  Beitrags Nr: 1
Gildenquestbeauftragte
Benutzeravatar
Offline

Registriert: Fr 11. Okt 2013, 14:04
Beiträge: 573
Gilde: [Si-on]
Hallo Zusammen,

als ich unlängst "das Herz des Waldes" spielte, kam mir eine recht
seltsame Idee. Aber lest einfach selber.

Gruß Catwitch

_________________
Bild Bild BildBild


   
 
 
  Re: alles nur ein Traum? Verfasst: Di 30. Jun 2015, 15:46  Beitrags Nr: 2
Gildenquestbeauftragte
Benutzeravatar
Offline

Registriert: Fr 11. Okt 2013, 14:04
Beiträge: 573
Gilde: [Si-on]
Es war schon spät am Abend. Hundemüde wankte Inga in ihr Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett fallen.
Der Tag war, wie so oft, sehr stressig gewesen. Kurz vor Feierabend war ihr Chef noch mit einer ach so wichtigen Aufgabe angekommen, die unbedingt noch erledigt werden musste. Als sie endlich Feierabend machen konnte, war sie mit allen ihren weiteren Plänen um einiges im Verzug. Bis sie dann schließlich nach Hause kam war es schon längst dunkel. Erleichtert pflanzte sie sich, mit ein paar belegten Broten bewaffnet, vor ihren PC. Darauf hatte sie sich schon den ganzen Tag gefreut.
Endlich konnte sie abschalten und vergaß in ihrer Begeisterung und Freude völlig auf die Uhr zu achten. Erst als ihr schon beinah die Augen zufielen, fand sie zu einem Ende.
Nun lag sie in tiefem Schlaf, denn kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, war sie auch schon eingeschlafen.
Überall um sie herum war alles still. Sie wohnte in einer ruhigen Gegend, was sie sehr genoss.
Wir wissen leider nicht genau, wie lange Inga so tief und fest geschlafen hatte, als sie mit einem jähen Ruck aufwachte. Im ersten Moment war sie noch völlig benommen und fragte sich, was sie denn aus dem Schlaf gerissen hatte. Dann erst wurde ihr bewusst, dass es strahlend hell war. Und sie lag auch nicht in ihrem Bett. Sie lag auf einer Wiese. Verdattert setzte Inga sich auf und starrte umher. Wo um alles in der Welt war sie? Und wie war sie hierher geraten? Was sie von ihrem Platz aus sehen konnte, war eine traumhaft schöne Landschaft. Rechts von ihr standen einige Bäume, unterhalb von ihrem Platz konnte sie einen kleinen Sandstrand ausmachen, gegen den Sand einige Wellen schwappten. Inzwischen war Inga aufgestanden und blickte sich vorsichtig um. Weit und breit kein Mensch, kein Anzeichen von Zivilisation. Zögernd ging sie zu dem kleinen Strand hinunter. Auch dort waren keine menschlichen Spuren zu sehen. Auch kein Schiff oder Boot oder dergleichen. Sie stippte einen Finger in das Wasser und leckte ihn ab. Eindeutig salzig. Das brachte sie auf die Idee, dass sie sich wenigstens nach Trinkwasser umsehen könnte. Mit einem neuen Ziel vor Augen ging es ihr schon viel besser. Vielleicht würde sie ja sogar auf Menschen treffen. Nach kurzem Überlegen entschied sie, von dem Ufer aus geradeaus ins Landesinnere zu gehen. Das Gelände war völlig eben und Inga kam gut voran. Hin und wieder bemerkte sie seltsame Pflanzen, die sie als Kräuter einordnete. Gelegentlich wuchsen auch wunderschöne Blumen, aber seltsamerweise immer nur 3 auf einer Stelle. Jede hatte eine andere Farbe und ulkiger weise wiederholte sich dieses Muster. Sie hatte ein vages Gefühl, als würde sie diese kennen, schob es aber energisch beiseite. Nein, solche Blumen hatte sie noch nie gesehen. Auch nicht so merkwürdige blaue Steine, die ab und zu im Gras lagen. Auch wenn ihr Gefühl ihr auch dabei ein wieder erkennen vorgaukelte. Es war merkwürdig still hier, fiel ihr plötzlich auf. Kein Verkehrslärm, keine Stimmen. Selbst die Tierwelt schien schwach besetzt. Gelegentlich hörte sie einige Vögel pfeifen oder ein weißes Kaninchen davon hoppeln.
Nach einer geraumen Zeit sah sie vor sich einen Berg mit recht hellem Gestein aufragen. Sie fragte sich beklommen, was sie wohl tun könnte, falls es keinen Weg darum herum gab.
Nun ja, sie würde es ja bald wissen.
so allmählich hätte sie gerne etwas zu Essen und zu Trinken gehabt, aber auf diesen Bäumen war kein Obst zu sehen.
Nach einiger Zeit, die ihr einfach endlos vorkam, war sie endlich an dem Berg angelangt. Auch hier wirkte alles gänzlich unberührt, es ab offenbar auch keine größeren Tiere. Sie hätte ja so gerne jemanden gefragt, in welcher Richtung der Berg am Besten zu umrunden war. Nach einigem Zögern entschied sie sich für rechts herum. Sie umrundete ein Geröllfeld, einen offensichtlich toten Baum, der ihr auch seltsam bekannt vorkam. Weiter ging es um einen kleinen Ausläufer des Berges herum und endlich, da tat sich ein Durchgang auf. Der Berg rechts davon schien noch höher und gewaltiger zu sein. Tapfer marschierte sie weiter, ganz gespannt, was denn hinter diesen Bergen sei. Vielleicht eine Ortschaft?
Als sie endlich durch die Schlucht hindurch war, blieb sie wie angewurzelt stehen. Vor ihr war nur nackte Erde und mitten darin der wohl größte Baum, den sie je gesehen hatte. Die Sonne brannte erbarmungslos nieder und ihr taten die Füße weh. So viel war sie schon lange nicht mehr gegangen. Links von ihr waren ein Miniwäldchen, dessen Schatten wie eine Einladung wirkte. Die paar Schritte schaffe ich noch, dachte sie und lief tapfer darauf zu. Erleichtert lehnte sie sich an einen Baumstamm, streckte die Beine aus und wollte am Liebsten nie wieder da weg.
Während sie sich im Schatten erholte, betrachtete sie den großen Baum unweit von ihr genauer. Er sah wirklich hübsch aus. Überall rote Blätter und die Krone sah beinah wie ein Herz aus. Lustig, überlegte sie, wie im Szenario „das Herz des Waldes“. Ob die Leute wohl da die Idee für so einen Baum geklaut hatten? Sie blickte sich weiter um und erspähte eine gelbliche, herzförmige Frucht auf dem Boden. Dummerweise hatte sie keine Ahnung, was für eine Sorte das denn war und ob man es überhaupt essen konnte. So hungrig wie sie inzwischen war, hätte sie einen Sack voll davon verputzen können.
Müde und frustriert fiel sie in eine Art Halbschlaf. Während sie vor sich hin döste schien es ihr völlig plausibel und logisch, dass dies die Insel aus dem Szenario war und sie war mitten drin. Noch ganz schläfrig kam sie wieder zu sich und schüttelte die Benommenheit von sich ab. Auf was für blöde Gedanken kam sie da bloß? Als ob ein Mensch in eine Spielewelt gelangen könnte. Lachhaft. Eher war es so, dass irgend jemand diesen Fleck Erde als Vorlage genommen hatte. Demnach müsste das ja eine Insel sein und nicht weit vor ihr die andere Küste. Das galt es jetzt doch heraus zu finden. Von neuer Energie beseelt rappelte sich Inga hoch und marschierte geradeaus weiter, ihre protestierenden Füße tapfer ignorierend. Sie überquerte die glühend heiße, völlig kahle Fläche vor sich und steuerte erleichtert das Wäldchen vor sich an. Gerade wollte sie erleichtert in den Schatten treten, als durchdringend lautes Geheul ertönte. Das klang ja wie Wölfe. Wölfe? Inga gefror beinah das Blut in den Adern. Vor Schreck erstarrt stand sie da und starrte ungläubig in das Wäldchen. Wölfe. Oh mein Gott. Ganz, Ganz langsam, bewegte sie sich Schritt für Schritt mit wackelnden Knien zurück.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie endlich außer Hörweite der Wölfe. Was nun? Nervös kaute Inga an ihrer Unterlippe. „Ich kann nur hoffen, dass die Biester da bleiben wo sie sind“ entschied sie dann. Sie wandte sich nach links, um einen großen Bogen um dieses Wäldchen zu schlagen.
Auch in dieser Richtung war wieder ein kleiner Wald und Inga näherte sich ihm mit klopfendem Herzen. Sie schnappte sich einen großen Ast, der vor ihr auf dem Boden lag. Mit beiden Hände ihre improvisierte Waffe packend bewegte sie sich zaghaft auf den Wald zu. Bis jetzt war ja noch alles ruhig. Ihre Sinne waren aufs Äußerste gespannt, unablässig blickte sie in alle Richtungen, lauschte auf jedes Geräusch. Keine Wölfe. Erleichtert ließ sie den Ast sinken, als sie irgendwo vor sich plötzlich Schritte hörte. Schritte. Menschliche Schritte.
Endlich. Menschen. Den Geräuschen nach, bewegten sie sich in ihre Richtung. sie brauchte nichts weiter, wie einfach stehen zu bleiben und zu warten.
Nach einer kurzen Zeit konnte Inga einige Gesprächsfetzen verstehen und was sie hörte gefiel ihr gar nicht.
Da fielen Worte wie „Beute“, „Überfall“ und dann „der kann jetzt andere schinden“. Geistesgegenwärtig ließ sie sich seitwärts in einen dichten Busch fallen, bevor sie gesehen werden konnte. Vorsichtig lugte sie durch die Zweige und sah einen recht großen Trupp nahen, der aus recht rohen, abgerissen aussehenden Kerlen bestand. Die Kleidung war verdreckt, schien aber einmal eine Art von Uniform gewesen zu sein. Einige trugen auffallend lange Bögen auf dem Rücken, andere wiederum waren mit Schwertern ausgestattet. Bei den Kopfbedeckungen stutzte sie plötzlich. Die Hüte und Helme erinnerte sie jäh an die Kopfbedeckungen und Helme aus ihrem Lieblingsspiel.
Desertierte Soldaten und desertierte Langbogen, schoss es ihr durch den Kopf. Aber wie sollte das möglich sein?
Inga war völlig verwirrt. Konnte es wirklich sein, dass sich die Spieleerfinder hier ihre Ideen geholt hatten? Und wo war HIER? Unentschlossen kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Nun war sie endlich auf Menschen gestoßen und dann waren es ausgerechnet ein nicht gerade vertrauenswürdiger Haufen von rohen Kerlen, wie sie den Gesprächen unschwer entnehmen konnte.
Brennender Durst und nagender Hunger erinnerte sie daran, dass sie dringend eine Idee oder Hilfe brauchte. Sie entschied sich ganz vorsichtig und leise dieser wilden Horde hinterher zu schleichen. Wenigstens würden sie ihr die Wölfe beseitigen, hoffte sie.
Vielleicht hatte sie ja Glück und einer von ihnen warf etwas essbares weg.
Verstohlen pirschte Inga in gebührendem Abstand hinterher. Es ging ein kurzes Stück den Weg zurück, den sie eben gekommen war, dann jedoch bogen sie rechts ab, auf einen so schmalen Pfad, dass er kaum als solcher zu erkennen war. Glücklicherweise gab es auch dort genügend Bäume und Büsche, so dass sie weiterhin von Schutz zu Schutz huschen konnte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich so gut Indianer spielen kann“ dachte sie grimmig, während ihr bewusst war, dass vielleicht ihr Leben davon abhängen konnte, wie lautlos sie hinterher schleichen konnte.
Der Pfad schien kein Ende nehmen zu wollen und anders als Inga ließen die Männer vor ihr keine Müdigkeit erkennen. Der Weg und die Stunden zogen sich schier endlos dahin.
Inga achtete kaum noch darauf, wohin sie trat. Glücklicherweise veranstalteten die Typen vor ihr ziemlich viel Lärm, so dass sie ohnehin kaum etwas von ihr hören konnten. Überhaupt schienen die sich hier sehr sicher zu fühlen so unbekümmert, wie sie durch das Gelände stampften.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte Inga den Blick auf einen hohen Turm erhaschen, der sie sofort an einen der Hexentürme erinnerte. Erschöpft hielt sie sich für einen Moment an einem Baum fest und schüttelte benommen den Kopf. So als hoffte sie, ihn dadurch wieder frei zu bekommen. Vorsichtig linste sie wieder durch die Zweige, die Büsche und Bäume waren inzwischen merklich kleiner geworden und wuchsen lange nicht mehr so dicht. Was sie dahinten in der Hitze flirren sah, war eindeutig ein Hexenturm. Zum xten Mal fragte sie sich, ob sie verrückt geworden sei.
Allerdings, beruhigte sie sich gleich wieder, Verrückte fragen sich das nie, die halten sich für normal.
Erschöpft schleppte sich Inga weiter, um nicht den Anschluss an ihre unfreiwilligen Führer zu verlieren.
Schließlich hatte sie den Saum des Waldes erreicht, der Turm stand in flirrender Hitze mitten auf sandigem Boden, der weit und breit kein Versteck bot. Um den Turm herum wimmelte es vor weiteren Männern, die der sich nähernden Horde grüßend zuwinkte.
Beklommen fragte sich Inge wie es nun weitergehen sollte und was der Turm denn sonst noch alles beherbergte. So erschöpft wie sie war, wollten ihr aber nicht alle Abenteuer einfallen, die Hexentürme hatten. Falls dies überhaupt ein zuverlässiger Maßstab war. Das Herz des Waldes hatte weder Wölfe noch Truppen und dennoch waren welche hier.
Genauso wie ein Turm, der gar nicht hier stehen dürfte. Fast wäre Inga wieder eingenickt. Sie schreckte richtig gehend hoch, als ihr Kopf nach unten fiel. So müde sie auch war, einschlafen war hier definitiv keine gute Idee. Um den Turm herum passierte zwar nichts wirklich aufregendes, aber man konnte ja nie wissen. Inga kniff sich selbst fest in den Arm, damit sie wieder ein wenig aufmerksamer wurde.
Ihre Geduld wurde belohnt, denn in der Tür erschien ein dicker Kerl, mit einer Kochmütze auf dem Kopf und rief etwas für sie unverständliches. Sofort drängelten alle an der Tür, um so schnell wie möglich hinein zu kommen.
„Essen“. Dieses Wort tauchte wie durch Zauberhand in Ingas Kopf auf und als der letze Mann ins Innere verschwunden war, ließ sie alle Vorsicht fallen und überquerte die sandige Fläche so rasch es ihr möglich war. Mit klopfendem Herzen spähte sie durch die offene Tür, die zu einem kaum erhellten Flur führte. Flur war vielleicht übertrieben ausgedrückt. Eher ein steiniger Gang, wie er auch in alten Burgen zu finden war. An dessen Ende war eine geschlossene Holztür, durch die jede Menge Lärm drang. Dahin zu gehen verbot sich von selbst. „Denk nach“ befahl sie sich. „Es gibt doch bestimmt auch einen Keller hier“, irgendwo müssen ja die Lebensmittel gelagert werden. Und Getränke. Fässer voll davon, hoffte sie. Behutsam schob sich Inge in den Gang, in dem sie angenehme Kühle empfing. Vorsichtshalber tastete sie sich mit den Händen den grob behauenen Wänden entlang, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.
Sie war der geschlossenen Tür nun schon beunruhigend nah und noch immer keine Treppe oder andere Tür in Sicht. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie mit angstvollen Augen bis zu dieser verflixten Tür ging. „Wenn jetzt nur einer da raus kommt, dann bin ich geliefert“. Sie wollte sich schon umdrehen und hastig wieder zurück laufen, als sie zu ihrer Linken etwas entdeckte. Eine Treppe. Eine Treppe, sowohl hinauf, als auch hinunter führte. „Hoffentlich ist da unten keiner“ dachte sie inbrünstig, während sie vorsichtig die unebenen Stufen betrat und sich langsam nach unten arbeitete. In regelmäßigen Abständen hingen brennende Fackeln an den Wänden, so dass der Weg hinab so leidlich zu erkennen war. Die Stufen führten in einer Spirale immer weiter hinab. Hin und wieder huschte etwas vor ihr davon und sie wollte lieber nicht wissen, was das war.
Schließlich und endlich war sie ganz unten. Schwer atmend lauschte Inga in die Düsternis, denn hier brannten nur wenige Fackeln. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie vor lauter Anspannung den ganzen Weg nach unten den Atem angehalten hatte. Außer ihrem eigenem Keuchen war sonst nichts zu hören und allmählich beruhigte sie sich wieder etwas. Eine der Fackeln in die Hand zu nehmen getraute sie sich nicht und so dauerte es wieder eine Zeit, bis sich ihre Augen auf das düstere Halbdunkel eingestellt hatten. Mehrere Räume mit dicken, schweren Türen gingen von einem eher rundlichen Gewölbe ab. Zögernd trat sie zur nächstbesten Tür und stemmte sich dagegen. Abgeschlossen.
Weiter zur nächsten Tür. Abgeschlossen.
So ging es auch mit der 3. und 4. Tür.
Die 5. ließ sich endlich bewegen. Vorsichtig lugte Inga hinein. Allerlei Gerümpel lag in dem angrenzenden Raum, alte verrostete Waffen, verbeulte Schilde und vieles mehr. Leider war nichts essbares dabei. Auch kein wie auch immer geartetes Fass. Enttäuscht zog sie die Tür zu und ging zu der einzigen anderen, die sie noch nicht versucht hatte.
Erleichtert stellte sie fest, dass sie sich öffnen ließ. Hier MUSSTE einfach endlich etwas zum Essen und zum Trinken sein. Ihre Zunge lag schon wie eine dicke Wurst in ihrem Mund. Entschlossen trat sie durch die Tür, bog um eine Ecke und fand sich einer abgerissenen, alten Frau gegenüber, die einen entsetzlichen Gestank verbreitete. ihre wenigen fettigen und strähnigen Haare standen ihr wirr vom Kopf ab, ihr Gesicht war voller Falten und Runzeln mit einer recht dicken und krummen Nase in der Mitte. Inga fühlte sich recht unangenehm an die Sumpfhexe erinnert.
„Besuch“ knarrte ihr eine Stimme entgegen. Während sie ihrerseits von der seltsamen Alten gemustert wurde.
„Bist nicht von hier“ schnarrte die Stimme weiter. „Nicht von dieser Welt“ kicherte sie hämisch. „Willst wieder zurück. Das wollen sie alle“ „Sie alle?“ stotterte Inga. „Ja Kindchen, bist nicht die einzige“ murmelte die Alte wissend und kichernd und baute sich überraschend schnell vor ihr auf. Mit ihren widerlichen gekrümmten Händen fingerte die Alte an Inga herum. Vor allem ihre Haare schienen es ihr angetan zu haben. Ständig zupfte und wühlte sie daran herum und Inga hoffte inständig, dass sie zu allem Übel nicht auch noch Läuse ab bekam.
So plötzlich, wie die alte Hexe angefangen hatte, hörte sie auch wieder auf. „Ich kann Dir helfen“ schnarrte sie „aber es kostet Dich etwas“. „Ich habe nichts“ entgegnete Inga hilflos. Konnte die alte Schachtel das denn nicht selber sehen? „Deine Haare. Es kostet Dich Deine Haare“ erhielt sie zur Antwort. „Meine Haare?“ rief Inga verdutzt. „Kindchen, sie heißen mich eine alte Vettel und verbannen mich hier in den Keller. Mit Deinen Haaren kann ich mich wieder jung zaubern“. Ein schrilles Kichern, bei dem es Inga beinah schüttelte, folgte diesen Worten. „Dafür bekommst Du einen Trank, der Dich wieder nach Hause bringt“
„Die Alte spinnt doch“ dachte Inga.
„Schnell, entscheide Dich“, drängelte diese. „Bald kommt einer mit dem Essen hier herunter. Wenn der so ein appetitliches junges Ding hier findet“. Hämisch lachte die Alte. „Was denkst Du. Die hatten schon lange kein Weib mehr“. Die Blicke der alten Frau schienen sich an Inga fest zu saugen.
„Schnell“ drängte sie wieder. „Das ist Deine einzige Chance. Ergreif sie oder bleib für immer hier“ meinte sie listig. Inga war hin und her gerissen. Was sollte sie nur tun? Schließlich nickte sie mit dem Kopf, von Verzweiflung übermannt. Sie würde hier sowieso nicht mehr heraus kommen. Ein Wunder, dass die Alte noch keinen von den Deserteuren herunter gerufen hatte. Die Alte war unterdessen wieder ganz dicht an Inga heran getreten und hatte wie durch Zauberhand ein altes, schäbiges Rasiermesser in der Hand. „Ist auch meine einzige Chance, wieder etwas zu gelten hier“ meinte sie zufrieden, während sie flugs die Haare von Ingas Kopf schor. Das Messer kratzte recht unangenehm und zuweilen schmerzhaft auf ihrem Kopf, aber nun gab es ohnehin kein zurück mehr. Strähne um Strähne fielen ihre schönen langen Haare auf den Boden. Inga blickte ihnen traurig hinterher und fühlte sich wie eine Verbrecherin, die als Strafe kahl geschoren wurde.
„Gut“ meinte die Alte, als sie endlich fertig war „und nun der Trank“. Sie reichte Inga eine kleine Tonflasche, aus der ein übler, fauliger Geruch strömte. „In einem Zug austrinken“ verlangte diese streng.
Resigniert nahm Inga die Flasche in ihre zitternden Händen, aber sie brachte es einfach nicht über sich das widerliche Zeug zu trinken.
„Deine Belohnung“ hieß es von ihrem Gegenüber. „Trink und geh heim“.
Resigniert hob Inga die Flasche an den Mund und zwang das widerliche Gebräu darin in sich hinein.
Übelkeit überflutete sie, alles begann sich zu drehen. „Gift“ dachte sie noch, als sie auch schon in tiefste Schwärze fiel und fiel und fiel.
Entsetzt fuhr Inga hoch, völlig verwirrt und desorientiert. „Wo bin ich?“. Hatte sie das nur gedacht oder ausgesprochen? Sie wusste es nicht.
Inga kniff die Augen zusammen, bis sie etwas erkennen konnte.
„Mein Zimmer. Das ist ja mein Schlafzimmer“ kam ihr die Erkenntnis. „Und ich liege in meinem Bett“. Erleichterung atmete Inga aus.
„Gott sei dank, nur ein Traum“. Dennoch, wieso hatte sie so einen fürchterlichen Durst? Das verunsicherte sie nun doch. Erst einmal was trinken, ab in die Küche. Mit Schwung federte sie aus dem Bett, nur um dann stöhnend stehen zu bleiben. Was für ein Muskelkater, von oben bis unten nur ein einziger Schmerz. Hatte sie das dann doch alles erlebt? Die Insel, die Deserteure, die Hexe? MEINE HAARE. Wie ein Blitz raste sie zum Spiegel. Haare auf dem Kopf. So wie immer. Und alle davon. Mit beiden Händen griff sie sich Haarsträhnen, zog daran, studierte sie förmlich. Ihre Haare sahen aus wie immer. Doch ein Traum. Mit vor Überanstrengung schmerzenden Muskeln humpelte sie in die Küche, um endlich ihren Durst zu löschen. Während sie das kalte Wasser genoss, versuchte sie sich schlüssig zu werden, was es denn nun gewesen war.
„Auf alle Fälle“ entschied sie. „Werde ich künftig nicht mehr gar so lange spielen“. Noch ein letzter Schluck Wasser und dann nichts wie ins Bett, weiter schlafen.

_________________
Bild Bild BildBild


   
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
 Seite 1 von 1     2 Beiträge  
Gehe zu:  
 

PortalForen-Übersicht • Suche Offenes • Heisses •  

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 50 Gäste


Powered by Board3 Portal © 2009 - 2011 Board3 Group
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de
Protected by Anti-Spam ACP